Seite 8

Auf dem Weg durch die Stadt stieg eine Barmherzigkeit in uns auf. Tränen traten uns in die Augen. Nicht die arme Bettlerin mit der zerschundenen Haut, nicht Sichtbares bewegte unseren Geist. Es war die Hoffnungslosigkeit der Menschen in dieser großen Industriestadt.

Wir versorgten uns mit Proviant und aßen die frischen Waren, die angeboten wurden. Schließlich ging es in den Zug und Richtung Lemberg.

Um 14:30 Uhr des nächsten Tages erreichten wir Lemberg (Lviv). Wir interpretierten den Redefluss des Wagenbetreuers so, dass wir die Wahl hätten, in die Stadt zu gehen oder die nächsten 10 Stunden, bis die Reise weiter ging, im Zug zu verbringen. Wir nahmen unsere Tickets in Empfan, nahmen einen Rucksack und verließen den Zug. Der Schaffner zeigte, als wir den Zug verließen etwas Überraschung, dass wir unser Gepäck zurückließen. Aber schon waren wir weg.

Wir gingen durch Lemberg, besuchten die uns schon wohlbekannten Kleinunternehmer. Schließlich gegen 20:00 Uhr gingen wir in den Bahnhof und versuchten unseren Wagen zu finden. Als  ich einen Zugbegleiter um Auskunft bat, kam ein Zugführer hinzu. Er erklärte mir, dass die Karten entwertet und ungültig seien. Das Ausstellungsdatum sei der gestrige Tag, entnahm ich aus seinen Gesten.

Schließlich nahm ein junger Mann, der mit dem dastehenden Zug fahren wollte, die Karten an sich und winkte mir zu ihm zu folgen. Kein Englisch. Kein Deutsch. Er lief in die Schalterhalle, drängte sich an 30 in der Schlange stehenden Menschen vorbei zum Schalter. Ich hörte nur ein Ukrainisches Kauderwelsch. Schließlich kam er zurück und gab mir die Tickets und einen Zettel wo die Zugnummer und die

Abfahrtzeit stand. Ich bedankte mich mit Gesten und schon war er verschwunden zu seinem Zug.

So warteten wir schließlich bis 1:00 Uhr. Schließlich kam unser Zug aus Kiew. Nun begannen wir unseren Wagen zu suchen. Wir gaben die Tickets einem jungen Mann, der, welch Wunder, zumindest Englisch sprach. Da er jedoch nicht verantwortlich war für unseren Wagen, konnte er uns nicht sagen, wo dieser war. Auch der Zugführer schien mit den Tickets nichts anfangen zu können. Ein Zivilist, der einen Gast verabschiedete und perfekt Englisch sprach, fragte schließlich, was das Problem sei. Er nahm unsere Tickets und wir gingen zusammen zum Zugführer. Der sah als erstes das ungültige Datum von inzwischen vor zwei Tagen als wir unsere Reise begannen und die entwerteten Tickets. Schließlich kam auch noch Militärpolizei dazu. Sie verlangten die Pässe, verscheuchten schließlich auch den Zivilisten, den wir zumindest gesagt hatten, dass in einem Wagen 23 unser Gepäck lag.

Es war ein endloses, Palaver in dem ich versuchte, so gut es ging, mit Gesten auf unsere Situation hinzuweisen. Die Zeit verging. Ich blieb in der Ruhe: „Heiliger Geist schließlich hast Du uns 14 Tage durch die Ukraine gebracht, also bringst Du uns auch zur nächsten Station.“ Was würde wohl die nächste Station sein?

Plötzlich war unser Wagenschaffner da. Er erklärte den Militärs und denen, die es hören wollten oder nicht, dass wir seine Passagiere sind und dass die Karten durchaus gültig seien. So gingen wir schließlich zusammen  mit dem Schaffner zu unserem Wagen. Wir bedankten uns bei dem Zivilisten und gaben ihm unsere Adresse. Dann bereiteten wir das Gepäck zum Aussteigen am nächsten Morgen in Chop vor, und schliefen dann müde ein. In Chop verließen wir den Zug und fuhren mit dem Taxi über die Grenze nach Zahone in Ungarn. Wir lösten die Tickets nach Budapest. Von dort aus ging es dann über Wien nach Passau. In unserem Bus wurden wir dann nach Haus chauffiert. Um 2:00 Uhr waren wir nach genau 14 Tagen wieder zu Hause. Ein erholsamer Urlaub war zu Ende.

Für jemanden der Jesus und den Heiligen Geist nicht kennt wäre es eine stressige Reise gewesen. Für uns war es ein Genuss. Zusammen mit Seiner Majestät diese Reise machen zu dürfen, erachten wir als Gnade und Freude. Susi sagt immer: Das Beste kommt noch.

Und so ist es auch. Wir gehen von Kraft zu Kraft und von Herrlichkeit zu Herrlichkeit. Es wird immer besser. So warten wir schon auf die nächste Reise mit Ihm. Denn die wird noch besser!